Die Bruche

Bei der Bruche handelt es sich um die mittelalterliche Unterhose, wie sie von allen Ständen getragen wurde. Diese dürfte aus Leinen gewesen sein. Die Bruche sollte ein Vielfaches des eigentlichen Taillenumfangs haben, da sie stark gerafft wird. Oben hat sie einen Tunnelzug mit drei Öffnungen. Eine in der Mitte, um das Brucheband zu binden. Die beiden anderen Öffnungen befinden sich in der Mitte der Beine, um die Beinlinge am Brucheband zu befestigen.

So sollte die fertige Bruche aussehen:

Skizze einer Bruche

Die Schenkelinnenseiten sind dabei nicht zugenäht.

Da der Stoff um den Bauch gerafft wird, ist der Umfang dieser Unterhose größer als der Körperumfang. Eine weitere Variante wäre die, dass man über der Bruche einen Gürtel trägt und die Bruche dann um diesen Gürtel gewickelt wird. Praktischer ist allerdings die erste Variante. Die Beine der Bruche gehen bis zu den Knien. An der Schenkelinnenseite blieb der Stoff offen, so dass man die Bruchebeine hoch binden konnte (vgl. Lehnart, Früh- und Hochgotik, S. 42 – 44.)

Bruche aus der Kreuzfahrerbibel (1250)
und aus der Trinity Apokalypse.

Eine weitere Möglichkeit wäre der Zuschnitt nach Thursfield (vgl. Thursfield S., Medieval Tailor´s Assistent, S. 69.) Bei diesem Schnitt wird ein Stück Leinenstoff genommen, das so lang ist, dass es von dem einen Knie über den Schritt zum anderen Knie reicht. Das Stück Stoff muss so breit sein, dass es der Länge nach gefaltet groß genug ist um die Oberschenkel zu umschließen. An der linken und an der rechten Seite wird es so zusammen genäht, dass links und rechts die Öffnungen für die Beine entstehen und sich die Nähte links und rechts am unteren Anfang der Oberschenkel befinden.

Skizze für den ersten Schritt des Nähens einer Bruche

Der dicke Strich zeigt an, dass hier der Stoff gefaltet ist. An den Strichen wird er zusammen genäht. Da dieses Stück Stoff dann an der Hüfte zu kurz ist, ist es nötig links und rechts Keile, also Stoffdreiecke (Geren) einzusetzen, die groß genug sein müssen, dass die Bruche an der Hüfte passt. Daran wird dann ein Tunnelzug angenäht, durch den dann das Brucheband (Ein Stoffband) durchgefädelt wird um die Bruche zu verschnüren. An diesen Tunnelzug kann dann entweder über die Beine jeweils ein Stoffband angenäht werden, an denen man dann die Beinlinge anbinden kann oder der Tunnelzug hat Öffnungen, so dass man die Beinlinge mit einer Schnur am Brucheband festbinden kann.

Skizze des Brucheschnitts nach Thursfield.

Die Beinlinge

Beinlinge sind eng anliegende Beinkleider aus Wollstoff, die einen Fußteil haben konnten. Anstelle des Fußes konnte auch einfach nur ein Steg an den Beinlingen gewesen sein (vgl. Lehnart, Früh- und Hochgotik, S. 69, Tafel C). Diese können aus Wollstoff oder Leinen sein. Die Beinlinge werden dann mit Schnüren an dem Brucheband oder dem Gürtel, der sich im Tunnelzug der Bruche befindet, festgebunden. An der Bruche könnten alternativ auch Schnüre angenäht sein, mit denen dann die Beinlinge festgebunden werden. Wichtig ist, dass der Stoff diagonal zum Fadenverlauf zugeschnitten wird, um größere Elastizität zu erreichen.

Hier ein Schnittmuster von Beinlingen mit Steg:

Zeichnung des Schnittmusters für Beinlinge

Will man Beinlinge mit einem Fußteil nähen, muss der Schnitt so abgeändert werden:

Fußteil der Beinlinge

Anstelle des Stegs muss der Beinling so geschnitten sein, dass Knöchel und Fersen von Stoff bedeckt sind. Unter den Beinling kommt eine Sohle, die auch aus Leder sein kann. Rechts oben zeigt den Stoffzuschnitt, der über den Spann und die Zehen des Fußes geht.Beim Zuschnitt ist darauf zu achten, dass eine Nahtzugabe mit eingerechnet wird.

Wird fortgesetzt.